Alpenfahrt


Radtour 2009: Nizza -> Wien

Der Plan

Codename: Alpenspazierfahrt. Hinter diesem sperrigen und uninspirierten Namen verbirgt sich der wahnwitzige Plan, von Nizza nach Wien zu radeln. Wie kann man als braver Bürohengst seinen hart verdienten Urlaub besser verbringen als mit zu Boden hängender Zunge die Passstrassen des Alpenbogens mit seinem Schweiss zu überfluten? Eben. Vom Regenguss in den Schneesturm, vom Gegenwind in die sengende Sonne, Tag für Tag, ein Berg nach dem anderen. Und am Abend? Mit dem letzten Glukosemolekül in den Muskeln herumirren und hoffentlich ein Quartier finden - aber Heuhaufen sind ja auch bequem.

Teil 1: Nizza - Lanslebourg

Abfahrt Wenn man die gesamten Alpen wie auf einer Speisekarte vor sich liegen hat, wird es schon schwierig. Alles schaut so gut aus, jeder Pass lecker, jedes Tal interessant. So vieles schwingt mit verführerischem Unterton, bekannte Namen von Tour de France, gesehen auf Fotos und im Fernsehen, darüber gelesen in Reiseberichten, alles klingt lecker. Und nur 2 Wochen Zeit, da ist es schon schwierig, sich den Teller nicht zu voll zu schaufeln.

Teil 2: Brig - Andermatt

Nach der langen Zugfahrt am Genfer See entlang und durchs Rhone-Tal schlich ich etwas bedrückt in Brig herum, der Ausgangspunkt für den geplanten Ausflug ins sonnige Tessin. Erstens wirkte das Wetter auch weiterhin nicht so ermutigend, zweitens war ich natürlich etwas frustriert. Brig war zwar ganz nett, im Vergleich zu früheren Etappenorten auch mit einem geradezu berauschenden Überfluss an Gastronomie ausgestattet, aber es fehlte das zufriedene Gefühl der Müdigkeit in den Beinen und des Stolzes über einen geschafften langen Tag.

Teil 3: Zürich - Ötz

Nach einem Wochenende mit generell hemmungslos Herumlurchen in Zürich lag Österreich in seiner ganzen Länge vor mir. Es ließ sich ja eh gemütlich an, wie es sich für einen Montagmorgen ziemt. An der Goldküste des Zürich-Sees entlang, ein paar Hügel im Kanton St. Gallen, nach Wildhaus hinauf und nach Liechtenstein hinunter, dort ein wenig in der Ebene herumgekurvt (wobei ich glücklicherweise eine dezente Nebenstrasse fand, so ein kleines Land, so viel Verkehr!

Teil 4: Wörgl - Wien

Das Finale eines langen Berichts über eine lange Fahrt. Der Mittwoch begann ja im Zug. Das öde Inntal (flach, flach, dann eben dahin, bevor’s wieder flach wird) brachte ich also relativ gemütlich hinter mich, aber die Weisheit meiner Entscheidung, einer nach Osten abziehenden Regenfront im Eiltempo nachzufahren, darf bezweifelt werden. So war es doch relativ feucht, als ich in Wörgl aufs Rad stieg und nach Leogang via Kitzbühel und St. Johann abdampfte.