Oberschenkelhalsbruch - Die Rückkehr

Eigentlich wären die sich überschlagenden Dopingereignisse der letzten Wochen ja eine hervorragende Ausrede, um aus dem Krankenstand zurückzukehren.

Als ob es das Internet meinen hausgemachten Senf auch noch nötig hätte. Aber nein, sparen wir uns die Causa noch für ein paar Tage auf, zumindest bis Bernhard Kohl am Donnerstag das verbaute Maul aufmacht und hoffentlich ein paar erhellende Worte spricht (obwohl, Hoffnung hab ich da nicht wirklich nach seinen “Enthüllungen” beim “Geständnis”). Aber auch andere Themen müssen noch warten. Zum Beispiel, dass Radfahren schon so hipp ist, dass Vanity Fair über die Eröffnung eines Radgeschäfts in New York berichtet. Oder, aus gegebenem quietschenden Anlass, mal die ganzen Saisonradler zur Brust nehmen und ernstes Wort über das korrekte Auswintern eines Fahrrads zu sprechen. Oder die heuer sagenhaft erbärmliche Performance von Silence-Lotto zu analysieren. Nein, Comebacks müssen spektakulär sein, die Welt wachrütteln und einem guten Zweck dienen - deswegen hier nur eine bescheidene Beschreibung einer Radfahrt.

Es war ja net mal mein erster Ritt, seit 2 Wochen darf ich mit ärztlichem Sanktus wieder in den Sattel steigen. Gehen: Nur mit Krücke zwar, aber nachdem ich schon die Berggasse hochstampfe wie dazumals in persönlicher Bestzeit auf den Col de la Bonnette, betrachte ich mich als geheilt. Also packe ich so den Gehstock mit bewährter Technik ans Oberrohr und schwinge mich aufs Stadtrad, um des Abends gen Büro zu reiten. Ach, wie habe ich es vermisst, kein öder Fußmarsch, nix warten, keine Prügeleien um den letzten Spezialplatz mit all den Alten, Blinden und Schwangeren, direkt von Tür zu Tür mit dem Wind im Haar und Asphalt unter den Laufrädern.

Dann fährt man auf dem Radstreifen gegen die Einbahn und muss zwei Mal vollbremsen, weil einer net schaut beim Rausbiegen. Eine frische Mutter stellt den Kinderwagen ab, um in der Tasche zu kramen, was nicht so schlimm wär, wenn sie sich nicht den Radstreifenteil eines kombinierten Rad/Fußwegs ausgesucht hätte. Ein Schleich-BMW blockiert die ganze Gasse, nur plötzlich um ansatz- und blinkerlos vollzubremsen und in die nächste Schrägplatzlücke abzubiegen. Ein Rechtsabbieger hat es eilig und Das geht sich noch aus, ich schneide über den Radweg. Das Radfahren hat mir echt gefehlt.

Und dann: Hinrollen zur roten Ampel, stehenbleiben. Daneben rollt ein Mädl an, nicht unhübsch, ich schau auf ihr Radl, ist’s ein nettes Singlespeed, sie schaut auf meins, kurze Anlachen, aber da wurde es schon grün - ab geht die Post mit frischem Elan. Wie gesagt, es hat mir echt gefehlt!

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