Riskantes Radln?

Eigentlich wollte ich ja mal einen positiven Bericht abliefern - seit ich auf skandinavische Depressivmusik umgestiegen bin beim Laufen, geht zwar noch weniger weiter - aber dafür tun die Füße nachher auch nimmer weh.

Aber stattdessen wogten derweil die Emotionen hoch. Tragischerweise sind innerhalb von 2 Wochen 3 Radfahrer vom LKW überrollt worden, und jetzt auch noch in Graz. Laut Statistik sterben immer mehr Leute beim Radfahren. Das lädt natürlich zu diversen Diskussionen und Wortspenden ein, in den Foren steppt der Bär. Da braucht es jemanden, der etwas Überblick schafft. Fassen wir also die Standpunkte und Lösungsvorschläge zusammen:

Autofahrerclubs: Radfahren ist so ca. das gefährlichste überhaupt, Verletzungsrisiko höher als bei Bungeejumping ohne Seil. Am besten nur mehr auf eingezäunten Radwegen erlaubt, bei kritischen Stellen wie Kreuzungen wird ein Shuttledienst mit Bussen eingerichtet.

Politik 1: Reflektierende Overalls, Licht am Tag und Stützräder werden Pflicht, Nummerntaferl aufs Hirn tätowiert, Sondereinsatzkommandos patrollieren die Stadt auf Diensträdern (dopinggesperrte Profis würden sich eignen), Fangschuss bei Rotlichtverstößen eher noch untertrieben.

Politik 2: Mehr Radwege! Außerdem brauchen wir mehr Radwege. Wenn wir mehr Radwege haben, wird alles gut.

Radfahrer: Alle hassen uns, alle wollen uns töten!

Autofahrer: Die Stadt ist überschwemmt von lebensmüden Chaoten auf zwei Rädern, die mutwillig und ohne Rücksicht auf Lack und Leben den Verkehr vollkommen zum Erliegen bringen.

Ich bin ja eher der Meinung, man soll gefälligst nicht das Pferd von hinten mit dem Bad ausschütten. Wenn schon, dann statt ein paar kleinen Aktionen (Warnweste hier, noch ein paar Linien auf die Strasse pinseln da), gleich ordentlich Revolution machen: Autobahnbenutzungspflicht für KFZ, aber nicht beschweren, wenn ich mein Radl mal gach quer über den Fahrstreifen stelle, weil ich kurz telefonieren muss oder meine Fingernägel feilen. Da kann man doch aussteigen und über den Pannenstreifen schieben, also bitte.

Mich beschleicht aber der Verdacht, dass es nix bringt, wenn man die Radler mit Lichterketten und Kuhglocken behängt. Meine beiden Unfälle mit Fremdeinwirkung hatte ich am helllichten Tag, einen davon sogar am Radlweg, und ich halte beide Gründe für symptomatisch für die wirklichen Probleme: Einmal war der Fahrer abgelenkt und hat mich nicht kommen sehen, ein zweiter hat es scheinbar nicht ausgehalten zu warten, bis ich über die Radüberfahrt drüber war. Als ob die Welt untergehen würde, wenn man eine halbe Minute kürzer bei der nächsten roten Ampel stehen würde. Ein bisserl schauen, und die Sache ein wenig lockerer nehmen, das wünsch ich mir vom Verkehrschristkind. Und in Zukunft werde ich Freeclimber und Löwendompteure nur mehr auslachen, weil anscheinend ist nix so gefährlich wie Radfahren.

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